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Einigkeit

GERMAN NOVEL

When a pandemic hits the country, life in Hamburg is turned upside down. The government imposes ever tougher health protection measures, bringing economic and social life to an almost complete standstill.

Alexander gets hit hard by the new rules. He loses his job and can no longer pay his rent. His colleagues and friends reject him and even his family abandon him.

Only his strange neighbor offers to help. But his support comes with a price. Soon, Alexander finds himself in a world full of paranoia, betrayal and violence…

Book Cover Einigkeit

Overview & Preview

Author: Oliver Hoss

Language: German

Release: 2024

Printed Formats: Paperback

Digital Formats: Amazon Kindle

31 Chapters

434 Pages

Kapitel 1

»Ich befolge hier nur die Anweisungen von oben.«
»Dieses Konzept hat in Deutschland ja schon immer hervorragend funktioniert«, schnaubte Alex. Am liebsten wäre er seinem Gegenüber an die Kehle gegangen.
Schmitt, der Leiter der Marketingabteilung, hing in der für ihn typischen Weise in seinem Schreibtischstuhl, weit zurückgelehnt und auf seinen rechten Arm gestützt. Mit dem gigantischen Bierbauch, dem ausladenden Doppelkinn und dem kahlen Schädel erinnerte er Alex an den Gangsterboss Jabba the Hutt aus Star Wars. Dazu passte, dass er eine ähnlich arrogante und herablassende Art hatte, wenn er mit seinen Untergebenen sprach.
»Sparen Sie sich den Sarkasmus, Bosshart, sonst …«
»Sonst feuern Sie mich?«, fiel Alex ihm ins Wort. »Ich dachte, das hätten Sie bereits getan.«
»Meine Herren, ich bitte Sie«, schaltete sich die zierliche, kleine Personalerin mit dem mausgrauen Kostüm ins Gespräch ein. Mit spitzen Fingern korrigierte sie den Sitz ihrer Atemschutzmaske.
»Lassen Sie uns doch zivilisiert bleiben. Hier geht es nicht darum, jemand zu feuern. Jedoch müssen wir den gesetzlichen Vorgaben folgen. Und die sehen nun mal vor, dass alle Angestellten vollständig immunisiert sind, damit das Risiko einer Infektion für andere Mitarbeitende ausgeschlossen werden kann.«
»Ich kann mich nicht impfen lassen. Verstehen Sie das nicht? Ich bin auf das Zeug allergisch. Das wissen Sie, ich habe Ihnen ein Attest vorgelegt.«
»Herr Bosshart, es ist uns natürlich bewusst, dass das eine schwierige Situation für Sie ist. Jedoch müssen Sie verstehen, dass es auch für die Geschäftsführung nicht einfach ist.«
Ihm lag ein sarkastischer Kommentar auf der Zunge, aber er entschied sich, ihn besser für sich zu behalten. Falls es hier eine letzte Brücke zu einer gütlichen Einigung gab, wollte er sie nicht abreißen.
Die Frau aus der Personalabteilung fuhr fort: »Natürlich möchten wir Ihnen die Chance geben, sich zeitnah impfen zu lassen …«
»Ich habe Ihnen doch schon mehrfach gesagt, dass ich mich nicht impfen lassen kann.«
Ohne auf seinen Einwand einzugehen, fuhr sie fort: »… und damit den neuen gesetzlichen Anforderungen an eine Fortführung des Beschäftigungsverhältnisses gerecht zu werden. Wir gewähren Ihnen daher aus Kulanz einen bezahlten Urlaub von vier Wochen, um Ihren Immunschutz zu optimieren.«
»Ich arbeite seit vier Jahren hier und habe seitdem nicht einen einzigen Tag gefehlt. Ich war während der Pandemie nie krank und das, obwohl ich nicht geimpft bin. Und jetzt werde ich einfach rausgeschmissen?«
»Herr Bosshart, wir schmeißen Sie nicht raus, wir stellen Sie vorerst frei.«
»Wir wissen doch alle, dass das nur eine nette Umschreibung für Rausschmeißen ist.«
»Jetzt reicht es aber, Bosshart.« Ächzend erhob sich Schmitt aus seinem Sessel und stützte sich auf dem Schreibtisch ab. »Die Regeln sind die Regeln, daran können weder Sie noch ich etwas ändern. Und die Regeln sind eindeutig: Wer nicht geimpft ist, der fliegt.«

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